Interview zum 25jährigen Jubiläum - Freundeskreis Kloster Andechs

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Interview zum 25jährigen Jubiläum

zur Geschichte ¬
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25 Jahre Freundeskreis Kloster Andechs e.V.
 
Kulturarbeit auf dem heiligen Berg
und eine Brücke zum Kloster.
 
1986, vor 25 Jahren, wurde der Freundeskreis Kloster Andechs e.V. gegründet. Seither unterstützen die rund 300 Mitglieder das kulturelle und religiöse Leben auf dem Heiligen Berg. Der Freundeskreis will alle ansprechen, die sich dem Kloster Andechs verbunden fühlen. Zum Programm gehören und gehörten Vorträge mit namhaften Referenten, Werk­stattgespräche mit dem Künstlerischen Leiter und dem Ensemble der inzwischen beendeten Carl Orff-Festspiele oder mit der Andechser Organistin Sul Bi Yi. Herausragendes Förder­projekt war die Finanzierung der neuen Orgel in der Wallfahrtskirche. Der Freundeskreis ist Herausgeber der Reihe „Edition Andechs“  mit Publikationen zur Kultur und Geschichte des Heiligen Berges. Aus Anlass des 25jährigen Jubiläums sprachen Abt Johanns Eckert, Rupert Graf Strachwitz, der langjährige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende, und der amtierende Vorsitzende des Freundeskreises, Nikolaus Neumaier, über die Arbeit des Freundeskreises:
 
                   
von links nach rechts: Rupert Graf Strachwitz,
Abt Johannes Eckert und Nikolaus Neumaier
  
Nikolaus Neumaier:
 
„Vor 25 Jahren wurde der Freundeskreis Kloster Andechs gegründet. Heute gehört der Freundes­kreis wie selbstverständlich zum Leben am Heiligen Berg. Was hat den Anstoß gegeben, den Freundeskreis 1986 zu gründen?“
 
Rupert Graf Strachwitz:
 „Mein Vorgänger, Josef Othmar Zöller, hat erzählt, dass es vor 25 Jahren ein akutes Problem gab, den Heiligen Berg wieder zu einem Ort der Kultur zu machen. Diese Seite des Heiligen Berges war durch das Wachstum der Brauerei und der Wirtschaftsbetriebe etwas in den Hintergrund getreten und das war der Auslöser für mehrere Aktivitäten, zusammen mit dem Konvent. Eine dieser Aktivitäten war die Gründung des Freundeskreises mit dem aus­drücklichen Auftrag, einen Beitrag zum kulturellen und geistlichen Leben auf dem Heiligen Berg zu leisten. Es war also nicht, wie etwa beim Freundeskreis St. Bonifaz, der auch sehr dringende Bedarf an finanzieller Unterstützung. In Andechs war es der Bedarf an ideeller Unterstützung“.
 
Abt Johannes Eckert:
 „Das trägt sich auch durch. Man spürt das auch heute noch. Sei es, dass einmal im Monat ein Vortrag stattfindet, oder das Advent- und Mariensingen. Da spürt man das Anliegen, einen kulturellen Beitrag zu leisten. Das gilt auch für die verschiedenen Reisen, die statt­gefunden haben und die immer einen Bezug zur Andechser Geschichte hatten, wie zum Beispiel die Reise nach Schlesien. Das ist eine kulturelle Unterstützung, aber auch ein Beitrag in einem weiter gefassten Rahmen.“
 
Rupert Graf Strachwitz:
 „In den ersten Jahren ging das soweit, dass der Freundeskreis für sich in Anspruch nahm, die kulturelle Arbeit zu koordinieren. Ich hab das noch erlebt, dass der Freundeskreis ein Jahresprogramm für Andechs herausgab. Das war ein riesiger Aufwand, alle Daten zusammen­zufassen. Letztlich machte es nicht mehr so viel Sinn, weil sich die anderen Aktivitäten emanzipiert hatten und deswegen haben wir das Jahresprogramm dann eingestellt.“
  
„Der Freundeskreis wurde mit dem Auftrag gegründet, einen Beitrag zum kulturellen und geistlichen Leben auf dem Heiligen Berg zu leisten.“
Rupert Graf Strachwitz
  Abt Johannes Eckert:
 „Es muss auch sehr elitär gewesen sein. Es ging wohl auch darum, wer aufgenommen werden durfte?“
 
Rupert Graf Strachwitz:
 „Ja, das war die andere Geschichte. Früher muss es so gewesen sein, dass Aufnahme­kandidaten sehr genau unter die Lupe genommen wurden, ob sie den hohen Ansprüchen auch entsprachen. Da muss ich ehrlich sagen: Das fand ich antiquiert.“
 
Nikolaus Neumaier:
 „Das hat sich ja inzwischen geändert. Jetzt kann doch jeder, der Interesse hat Mitglied werden, oder?“
 
Rupert Graf Strachwitz:
 „Ja, selbstverständlich. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den zwölf Jahren, in denen ich Vorsitzender war, je einen Aufnahmeantrag zurückgewiesen hätten.“
 
Abt Johannes Eckert:
 „Das finde ich auch gut so. Weil der Freundeskreis bildet ja doch das ganze Spektrum ab, was Andechs ausmacht. Das ist oft auch erfahrbar im Bräustüberl, dass da wirklich eine ganz bunte Gesellschaft beieinander ist.“
 
Nikolaus Neumaier:
 „Weil Sie gerade das Bräustüberl ansprechen. Neulich waren wir nach einem Vortrag im schönen Benediktusstüberl, dem „Reich“ von Frater Lambert. Da spürte man schon, dass beides zusammengehört. Wo man sich intensiv mit der Geschichte auseinandersetzt, mit der Kultur und auch der Spiritualität, da gehören natürlich auch Bräustüberl und Andechser Bier dazu. War das immer so? Die Jahresversammlung des Freundeskreises endet ja auch traditionell mit einer Brotzeit im Bräustüberl.“
 
Abt Johannes Eckert:
„Ich find es gut so, weil das gehört ja tatsächlich zusammen. Gerade wenn man unkompliziert wie nach der Jahresversammlung oder nach einem Vortrag zusammen sitzt, heißt es oft: Jetzt gehen wir ins Bräustüberl. Das ist genau die Idee, dass es nicht nur das eine oder das andere gibt, sondern dass beides zusammengehört. Freunde kommen ja auch zusammen, wenn sie miteinander essen und trinken und sich auch über ihr Leben austauschen. Das passiert tagtäglich so im Bräustüberl.“
 
Rupert Graf Strachwitz:
 „Wenn wir uns die Mitgliederstruktur des Freundeskreises anschauen, dann ist die sehr gemischt. Das geht von Münchner Hochschullehrern, auch Spitzenpolitikern, über die Unter­nehmer der Region, aber auch Handwerksmeister aus dem Landkreis. Also wirklich eine ganz wunderbare Mischung von Menschen, die sich als Freunde von Andechs sehen und die das auch genießen, sich miteinander auszutauschen. Wenn man von einem Freundeskreis spricht, dann muss genau das auch passieren können. Würden nur strenge Veranstaltungen abgehalten, dann wäre der Freundeskreis nicht lebendig.“
 
Abt Johannes Eckert:
 „Es gibt auch Leute, die sagen: Wir lieben Andechs, wir verbringen dort unseren Urlaub, warum sollen wir nicht beim Freundeskreis dabei sein. Ich glaube, es gibt eine Familie, die reist immer zur Mitgliederversammlung an. Der Freundeskreis verbindet miteinander – in der Region, aber auch weit darüber hinaus.“

„Was den Freundeskreis ausmacht, ist die kulturelle Unterstützung auf der einen Seite. Aber er leistet auch wichtige Beiträge in einem weiter gefassten Rahmen.“  
Abt Johannes Eckert
Rupert Graf Strachwitz:
 „Ja, die Mitglieder des Freundeskreises interessieren sich für das, was in Andechs läuft. Sie interessieren sich für den Brauereiausstoß und für den Konvent. Sie interessieren sich für die historischen Vorträge oder die Musik. Die sind an allem interessiert, was am Heiligen Berg passiert.“
 
Nikolaus Neumaier:
 „Und da passiert eigentlich relativ viel. Wir haben gerade das Jahresprogramm geplant.“
 
Abt Johannes Eckert:
 „Dann gibt es im Sommer regelmäßig das Symposium „Kunst und Bier“, die Carl-Orff-Fest­spiele, die Orgelnacht und den Orgelsommer. An sich ist das ganze Jahr über etwas geboten. Es ist aber auch interessant, dass der Freundeskreis seit einigen Jahren Tages­ausflüge unternimmt zu anderen Klöstern, weil auch dort ein Interesse entsteht. Über die Brücke „Ausflüge“ bekommt man leichter Zugang zu anderen Klöstern und zur klösterlichen Welt einer Region.“
Nikolaus Neumaier:
 „Neues Thema: Europa. Europa mit seinen kulturellen Zusammenhängen kann man nicht diskutieren, ohne die kulturellen Leistungen der Mönche anzuschauen. Stichwort: terra benedicta – benediktinisches Land. Gerade die Benediktiner haben ja den europäischen Gedanken und die europäische Idee transportiert. Es gibt ja viele benediktinische Wurzeln, nur in der öffentlichen Wahrnehmung sehen wir beim Thema Europa viel zu sehr auf die tagesaktuellen Ereignisse. Etwa: Wie viele Schulden haben die Europäischen Staaten schon wieder aufgehäuft? Europa als kulturelles Projekt kommt zu kurz.“

Abt Johannes Eckert:
 „Ich bin sehr dankbar für die Anregung, wieder mehr den europäischen Gedanken in den Vordergrund zu rücken. Den verlieren wir oft genug aus dem Blick. Ich hatte neulich ein Gespräch mit der Ärztin unserer Obdachlosenhilfe im Haneberghaus in St. Bonifaz. Sie sagte, dass die Zahl der Ausländer zunehme und diese hauptsächlich aus Südosteuropa kämen. Da habe ich zu ihr gesagt: „Reden Sie doch einfach von Europäern, anstatt von Ausländern, dann hört sich das schon anders an.“ Sicher: Das sind keine Deutschen. Das sind Menschen ohne Obdach, die aus dem Ausland kommen. Dass das aber mit der Osterweiterung der EU zu tun hat, dass diese Menschen zu uns kommen, weil es jetzt leichter ist, dass sie Probleme haben Arbeit zu finden – das sehen wir gar nicht. Ich glaube, da müssen wir viel lernen. Das kann aber auch eine Chance sein, Benedikt als Patron Europas oder die Benediktsregel als Baustein eines europäischen Selbstverständnisses neu zu entdecken. Es ist wichtig, dass man das nicht aus dem Blick verliert und das ist schon ein Thema, das auch der Freundeskreis aufgreifen kann.“
 
Rupert Graf Strachwitz:
 „In diesem Zusammenhang bietet sich Andechs natürlich an, weil es ja auch einst ein Ort war, der sich mit ganz Europa verbunden hat. Hatten doch die Andechser Grafen Einfluss auf Gebiete, die heute in Frankreich, Deutschland, Österreich, Ungarn, Slowenien, Kroatien und in Italien liegen. Darüber hinaus gab es Verbindungen nach Polen oder Ungarn: Der regierende Graf von Andechs, die Königin von Ungarn, die Königin von Frankreich, die Herzogin von Schlesien und der Patriarch von Aquileia waren fünf Geschwister. Wenn da jemand gesagt hätte: „Du heiratest ins Ausland“, wäre das ganz unverständlich gewesen. Man dachte nicht in solchen Kategorien und ein bisschen davon könnten, sollten, müssten wir wieder zurückgewinnen.“

Nikolaus Neumaier:
„Wie wird der Freundeskreis eigentlich im Konvent wahrgenommen?“
 
Abt Johannes Eckert:
 „Wir sind ein Konvent in zwei Häusern und der Freundeskreis in München hat wirklich sehr viel geleistet beim Wiederaufbau des Klosters nach dem 2. Weltkrieg, bei der Einrichtung des geistlichen Zentrums bis hin zum Haneberghaus – materiell wie ideell. In Andechs ist der Freundeskreis viel später entstanden. Hier in Andechs zeigt sich die Unterstützung im Kultur- und Veranstaltungsbereich so, dass im Freundeskreis Menschen zusammenfinden können, die sich mit uns verbunden fühlen.“

Rupert Graf Strachwitz:
 „Der finanzielle Beitrag des Freundeskreises hat natürlich auch in Andechs eine Rolle gespielt. Die Mitfinanzierung der Orgel in der Wallfahrtskirche ist natürlich das heraus­ragende Beispiel. Ich glaube auch bei der Bayerischen Landesausstellung 1993 hat der Freundeskreis mitgewirkt, etwa bei der Konzeption und der Suche nach geeigneten Autoren für den Ausstellungskatalog.“
  
Ein wichtiges Thema ist Europa als kulturelles Projekt: Ich glaube, da müssen wir viel lernen. Das kann aber auch eine Chance sein, Benedikt als Patron Europas oder die Benediktsregel als Baustein eines europäischen Selbstverständnisses neu zu entdecken.
Abt Johannes Eckert
 
Nikolaus Neumaier:
 „Die Frage, vor der wir jetzt alle stehen – das gilt für den Freundeskreis, aber vielleicht auch für ein Kloster – heißt: Wie bleiben wir attraktiv, wie bleiben wir jung?“

Abt Johannes Eckert:
„Das erlebt man im ganzen Vereinswesen, dass es vielen Menschen unheimlich schwer fällt, sich zu binden. Man kommt vielleicht mal zu einem Vortrag, weil ein interessanter Referent spricht. Aber dass man dann gleich dem Freundeskreis beitritt, das tun sich viele dann schon schwerer. Möglich ist das aber über die persönlichen Beziehungen der Mitglieder. Vielleicht kann man Jüngere ansprechen mitzumachen. Benedikt schreibt ja auch in der Regel, dass der Abt auch den Jüngsten fragen soll, weil Gott oft ihm offenbart, was das Bessere ist.“

Rupert Graf Strachwitz:
 „Im Freundeskreis waren gerade die Reisen eine sehr gute Gelegenheit neue Mitglieder zu gewinnen. Wer als Nichtmitglied auf eine Reise mitgekommen ist, ist mitunter als Mitglied wieder heim gekommen.“

Nikolaus Neumaier:
 „Ich habe mich in den letzten Wochen oft gefragt, gibt es eigentlich Etwas, vor allem etwas Historisches, was man am Heiligen Berg noch entdecken kann? Gibt es geheime Gänge, die darauf warten, erkundet zu werden?“

Rupert Graf Strachwitz:
„Es gibt etwas, aber dieses Geheimnis wird ungelöst bleiben. Wir wissen ja über die Burg der Andechser Grafen nichts und darüber werden wir auch nichts wissen, weil das gesamte Areal überbaut ist. Man kann nicht anfangen zu graben. Das Grafengeschlecht kam zwar aus Diessen, aber sie nannten sich sehr schnell die Grafen von Diessen-Andechs und später dann von Andechs-Meranien. Deswegen muss dieser Sitz am Heiligen Berg hier nicht ganz unbedeutend gewesen sein.“

Abt Johannes Eckert:
„Ich denke, das ist auch das Schöne für einen Freundeskreis, dass diese Frage nach wie vor offen ist. So beschäftigt sich einer mit Kompositionen aus dem 18. Jahrhundert von Andechser Mönchen und ein anderer beschäftigt sich mit den Mirakelbüchern, aber ich würde es nicht nur auf die historische Seite beschränken. Wenn ganze Familien als Mit­glieder des Freundeskreises einmal etwas gemeinsam unternehmen, dann wäre das auch so ein „geheimer Gang“, der zu entdecken wäre.“

Rupert Graf Strachwitz:
 „Viele Leute reden ja davon, dass es so genannte Kraftorte gibt. Das klingt zum Teil etwas esoterisch, ist aber auch mit geografischen und geologischen Bedingungen verknüpft. Tat­sache ist, dass es Orte gibt, die immer wieder besiedelt werden und immer wieder eine gewisse Bedeutung erlangen. Und dazu gehört Andechs ganz sicher. Zu diesem Thema hat unser 2. Vorstand Toni Aigner immer wieder recherchiert und publiziert. Zum Beispiel hat er darauf hingewiesen, dass es eine relativ enge Verbindung von Andechs mit dem päpstlichen Gesandten Nikolaus von Kues (1401–1446) gab. Das war bislang eher wenig bekannt. Oder, was er bei seinen jetzigen Forschungsarbeiten zeigen will ist, dass es nicht zufällig ist, dass König Ludwig I Andechs als Wirtschaftsgut gekauft hat.“

Abt Johannes Eckert:
 „Da gibt es ganz viele Möglichkeiten und historische Anknüpfungspunkte, wo man fragen kann: Was hat das heute mit uns zu tun?“

„Es geht darum, das Bestehende zu nutzen und Brücken zu schlagen.“
 Abt Johannes Eckert
Rupert Graf Strachwitz:
 „Und Andechs hat ja auch immer eine gewisse Attraktivität für Politiker gehabt. Viele haben vor dem Freundeskreis gesprochen. Und zwar nicht nur als Politiker, sondern als Per­sön­lichkeiten, die über ihr Christsein gesprochen haben. So waren Professor Hans Maier, Gesine Schwan und auch Alois Glück zum Teil häufiger beim Freundeskreis zu Gast.“

Abt Johannes Eckert:
 „Ich finde es auch schön, dass Uli Stumbaum, Mitglied im Vorstand des Freundeskreises, die Werkstattgespräche mit Marcus Everding und dem Künstlerensemble bei den Carl-Orff-Festspielen organisiert hat. Das ist spannend für beide Seiten und eine herausragende Idee. Ich kann mir Gleiches auch beim Symposium „Kunst und Bier“ vorstellen. Vielleicht lässt sich auch hier einmal eine Brücke bauen, zu den Künstlern, die hier drei oder vier Tage am Heiligen Berg an ihren Kunstwerken arbeiten. Das würde sich für den Freundeskreis anbieten, dass man die Künstler einmal besucht. Es geht einfach auch darum, das Bestehende zu nutzen und Brücken zu schlagen.“
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